Unter dem Hashtag #zusammengegencorona haben über 1000 Marken und Unternehmen für die Corona-Impfung geworben. In den sozialen Netzwerken und auch in der BILD-Zeitung erschienen zahlreiche Logos und Slogans, die zum Impfen motivieren sollen. Unsere Kollegen Christian Benzing und Daniel Gabel bewerten die Aktion unterschiedlich, das wollen wir Ihnen nicht vorenthalten.
Feldhoff & Cie. hat die Aktion übrigens mit einem eigenen Post unterstützt. Die folgenden Kommentare sind private Meinungen. Als Befürworter des freien Austausches freuen wir uns auf einen konstruktiven Diskurs. Was sagen Sie? Daumen hoch oder Daumen runter für #zusammengegencorona?
Christian Benzing sagt: Applaus für den Mut
Politische oder gesellschaftskritische Aussagen sind für die Unternehmenskommunikation oftmals ein Minenfeld. Wir raten unseren Mandanten daher häufig dazu, sich mit solchen Äußerungen zurückzuhalten. Im Fall der Kampagne #zusammengegencorona aber war das anders: Wir und viele unserer Mandanten stehen mit voller Überzeugung hinter der Botschaft dieser Aktion.
Impfen hilft. Diese mehr als 100 Jahre alte Erkenntnis sollte eigentlich eine Binsenweisheit sein. Dennoch erleben wir die aktuellen Debatten über Vor- und Nachteile der Corona-Impfung. Die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die Pandemie zu bewältigen, trifft neben der Politik aber jedes Individuum und letztlich auch die Unternehmen. Wir verlangen von jedem Einzelnen vieles ab in dieser Pandemie, und somit sollte auch die Kommunikation ihren Teil dazu beitragen.
Obwohl doch die überwältigende Mehrheit der Gesellschaft hinter den Maßnahmen und auch einer Impfung steht, sind nach wie vor zu wenige Menschen geimpft. Und auch eine Diskursverschiebung in den Medien ist sichtbar. Wie kann es sein, dass skeptische Meinungen in den Medien so viel Raum einnehmen, obwohl doch auch die Wissenschaft zu überwältigender Mehrheit die Impfung empfiehlt? Es war über lange Zeit merkwürdig still unter den Influencern in den Sozialen Medien, und auch die Unternehmens-PR hatte sich bislang nicht wirklich offensiv um dieses Thema bemüht. Die Kampagne der Berliner Agentur Antoni, der sich bereits im Vorfeld mehr als 150 Unternehmen angeschlossen hatten, hat daher vielleicht eine Initialzündung bewirkt, die dazu führte, mehr Mut in der Kommunikation zu zeigen.
Ob die Aktion letztlich als Erfolg zu verzeichnen ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Aber schon das Zeichen, das von den Unternehmen ausgeht, ist ein deutliches: Nur gemeinsam können wir die Pandemie bewältigen. Und jede Impfung, die aufgrund dieser Kampagne nun doch durchgeführt wurde, kann uns helfen, Menschenleben zu retten.
Daniel Gabel meint: Eine Aktion für die eigene Filterblase
zusammengegencorna war gut gemeint und doch nicht gut gemacht. Eine wirkungsvolle Kampagne muss, zugegeben etwas vereinfacht, vier Faktoren berücksichtigen: Zielgruppe , Botschaft, Kanal und Timing. Zusammengegencorona hat in allen drei Kategorien keine überzeugende Bilanz.
Schauen wir zuerst auf Zielgruppe & Botschaft, die zwingend zusammen betrachtet werden müssen. In diesem Fall sollen „die Ungeimpften“ von der Impfung überzeugt werden. Doch wer ist heute noch ungeimpft? Lassen wir Minderjährige außen vor, sind das vor allem Menschen mit ernsthaften gesundheitlichen Bedenken oder hart gesottene Impfgegner, die teilweise in Verschwörungstheorien abdriften. Ist es wirklich realistisch, dass sich diese Zielgruppe von einem geänderten Slogan überzeugen lässt? Nein, dafür ist die Botschaft zu schwach und zu einfach.
Dann ist da die Verbreitung: Die Kampagne wird überwiegend durch die sozialen Netzwerke getragen. Nun neigen die Algorithmen jedoch eher dazu, uns mit vertrauten Inhalten zu versorgen, weniger mit neuen, gegensätzlichen Meinungen. Wie groß ist also die Wahrscheinlichkeit, dass der Impfung skeptisch gegenüberstehende Menschen überhaupt mit der Botschaft konfrontiert werden? Eher gering, was im Endeffekt bedeutet: Die Reichweite in der Zielgruppe leidet.
Zuletzt ist auch das Timing ungünstig oder einfach schlicht zu spät. Eine großangelegte (staatliche) Aktion mit mehr inhaltlichem und emotionalem Tiefgang zu Beginn der Impfkampagne hätte eine bessere Wirkung erzielt. Aktuell dreht sich die Debatte hingegen weniger um Impfungen als um die Impfpflicht. Doch für die Impfung ist gerade das Vertrauen in das Produkt die wichtigste Währung und genau darauf zahlt die Impfpflicht eben nicht ein. Die intendierte Wirkung verpufft vor diesem Hintergrund.
Den Kriterien für eine wirkungsvolle Kampagne genügt zusammengegencorona nicht. Die Aktion bleibt deshalb vor allem eine für die eigene Filterblase.
Foto: iStock
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