Die meisten Unternehmen verbreiten am liebsten gute Nachrichten über ihr Geschäft. In der Immobilienbranche ist das nicht anders. Es macht nun mal Spaß, über große Pläne für neue Stadtquartiere, einen neuen Immobilienfonds oder die Übernahme eines Konkurrenten zu erzählen und die relevanten Medien daran teilhaben zu lassen. Alles völlig okay. Was aber ist die Erzählstrategie, wenn es gerade mal keine großen Pläne gibt, weil die Wirtschaft zu kämpfen hat, Banken zurückhaltend sind, Investoren eher meditieren, statt zu agieren – und das alles nicht nur Tage und Wochen, sondern viele Monate und vielleicht sogar länger als eineinhalb Jahre? Es lohnt sich, die Themen zu entdecken, die in guten Zeiten kaum beachtet oder gänzlich ungesehen bleiben, weil sie nicht so spektakulär wirken, wie – sagen wir – die Übernahme von mehr als 100 Kaufhäusern durch einen Investor aus Österreich.
Es muss nicht immer „Koste es, was es wolle“ sein. Ganz im Gegenteil: Auf der Expo Real Anfang Oktober in München wurden trotz der hartnäckigen Marktschwäche ähnlich viele Besucher gezählt wie ein Jahr zuvor. Es gibt also viel zu kommunizieren, zumindest zwischen bekannten und neuen Geschäftspartnern. Doch auch für die Kommunikation nach außen, also an die Medien, bieten sich aktuell eine Reihe konkreter Themen an.
Hier eine Auswahl, die natürlich nicht vollständig sein kann.
👉🏻Personalien: Viele Unternehmen nutzen herausfordernde Zeiten dazu, sich personell neu zu sortieren. Es wird umstrukturiert, ergänzt, neu gemischt. Wer für schlechtere Zeiten vorgesorgt hat, denkt gerade jetzt daran, in die Zukunft zu investieren. Wer nachhaltig wirtschaftet, fragt sich genau in diesen Monaten, wie das Geschäft wohl weiterlaufen wird, wenn die Konjunktur früher oder später wieder Fahrt aufnimmt. Dann entscheidet die personelle Aufstellung darüber, wie schnell Sie wieder durchstarten können. Dann sind diejenigen im Vorteil, die längst in gutes Personal investiert haben. Also teilen Sie der Welt mit, wenn Sie auf den Führungsebenen neue Leute einstellen. Oder wenn Sie Ihre Führungsstruktur ändern oder erweitern. Oder wenn Sie einen zusätzlichen Geschäftszweig starten wollen und einen verdienten Mitarbeiter an dessen Spitze stellen. Medien mögen Nachrichten über wichtige Personalien, denn sie wissen: Solche Nachrichten werden immer gelesen.
👉🏻Finanzierungen/Refinanzierungen: Auch in der aktuellen Marktphase geht es vor allem um: Geld. Immobilienprojekte müssen refinanziert werden, für schon länger geplante Immobilienkäufe braucht es neue Finanzierungen zu vielleicht gewöhnungsbedürftigen Konditionen. Wann immer Ihrem Unternehmen eine Finanzierung oder Refinanzierung gelingt, überlegen Sie, ob das nicht vielleicht etwas ist, was die Medienöffentlichkeit erfahren sollte. Gerade in schwierigeren Zeiten, in denen jeder weiß, wie schwierig es sein kann, eine Finanzierung zu bekommen, kann es ein Zeichen für Ihre Professionalität, Solidität und Ihr Können sein, wenn Sie eine solche Finanzierung hinbekommen. Das sollten Sie nicht für sich behalten. Sprechen Sie darüber!
👉🏻Restrukturierungen: Wenn Sie Ihr Unternehmen auf neue Füße stellen müssen, weil Ihnen gestiegene Zinsen die Kalkulationen verhageln, Käufer abgesprungen sind oder Mieter ausfallen, müssen Sie sich damit nicht verstecken. Krisenzeiten sind Zeiten, in denen Profis sich nicht verstecken, sondern zeigen, wie sie Krisen bewältigen. Sprechen Sie darüber, wie Sie Ihr Unternehmen neu aufstellen. Teilen Sie sich darüber mit, wie Ihr Geschäftsmodell für die Zukunft aussieht. Und verstecken Sie sich nicht, wenn Sie für Ihre Neuaufstellung externe Restrukturierungsberater einsetzen. Mit kluger Kommunikation haben Sie die Chance, Ihre Strategie plausibel, glaubwürdig und transparent in die Öffentlichkeit zu tragen. Erzählen Sie kompetenten Medienvertretern, was Sie konkret restrukturieren, warum Sie das tun, wie Sie das tun und wie Sie sich die Zukunft Ihres Unternehmens vorstellen.
👉🏻ESG/Nachhaltigkeit: Die EU-Taxonomie gilt in guten wie in schlechten Zeiten. Also sind die meisten Unternehmen auch jetzt intensiv damit beschäftigt, ihre Prozesse auf ESG, also die nachhaltige Dreifaltigkeit Umwelt, Soziales, Unternehmensführung, auszurichten. Auf der Expo Real ging es in vielen Gesprächen darum, wie Immobilienunternehmen das am besten hinbekommen können. Nachhaltigkeit ist gerade jetzt ein Thema, weil sie zunehmend messbar wird. Lassen Sie die relevanten Medien wissen, was Sie konkret für mehr Nachhaltigkeit tun. Dabei geht es in der Regel primär um ökologische Nachhaltigkeit, also zum Beispiel CO2-Minderungsfahrpläne oder den Einsatz erneuerbarer Energien für Strom, Wärme und Kälte. Nachgeordnet interessieren sich manche Medien auch für Nachhaltigkeit in den Kategorien Soziales und (gute) Unternehmensführung. Also, raus mit der Sprache! Nur so bleiben Sie, Pardon, nachhaltig im Gespräch.
👉🏻Laufendes Geschäft: Die Immobilienwirtschaft besteht aus so vielen Disziplinen, dass es auch in Krisenzeiten viele darunter gibt, in denen sich gute Geschäfte machen lassen. Die allermeisten Arten von Beratungsunternehmen mit Immobilienexpertise können sich über einen Mangel an Arbeit nicht beklagen. Manche Firmen, die zum Beispiel in der Finanzkrise 2008 Knowhow im Krisenmanagement für Dritte aufgebaut haben, erleben gerade jetzt eine Sonderkonjunktur für ihr Geschäft. It’s the trouble-shooting, stupid!
Oder, um ein paar konkrete Disziplinen zu nennen: Sind Sie Alternativer Finanzierer, Finanzierungsberater, Bewerter und dergleichen? Sprechen Sie über Ihr derzeitiges Geschäft. Kommunizieren Sie mit den relevanten Medien, denn: Sie haben etwas zu erzählen. Tun Sie es!
Diese Beispiele mögen zeigen, dass Schweigen in schwierigen Zeiten in vielen Fällen nur die zweitbeste Lösung ist. Wählen Sie lieber die beste Lösung. Sprechen Sie, und zwar gerade jetzt. Sie finden bei professionellen Medien die adäquaten Gesprächspartner. Und die Medien ihrerseits schreiben und sprechen für ein dankbares Publikum, das vor allem eines will: Verstehen können, was gerade in der Immobilienwirtschaft los ist. Wer könnte ihnen das besser erklären als die Vertreter der Immobilienunternehmen selbst? Nutzen Sie Ihre Chance!
Foto von Pixabay
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